Ich kann doch nichts dafür!

Wer unsere Kurse aufmerksam durchgearbeitet hat, kommt zu der Erkenntnis, dass es in der MET-Arbeit immer darum geht, sich den eigenen Gefühlen zu stellen. Sei es in Bezug auf aktuelle emotionale Belastungen oder in Bezug auf die Verarbeitung der Vergangenheit. Hier jedoch stoßen wir in unseren Seminaren und Einzelbehandlungen immer wieder auf ein Phänomen. Statt in die Gefühle von Ärger und Wut zu gehen, jammert der- oder diejenige. Akribisch wird das nicht funktionierende Leben meist im schrillen Jammerton zu Markte getragen. Wenn man dann als Therapeut fragt, wem der- oder diejenige das vorjammern möchte, dann sind es – oh Wunder – die Eltern. Und da sind wir bei einem wichtigen Thema. Manch einer hat sich entschlossen, in diesem Jammermodus zu verharren. Er ist null daran interessiert, sein Leben in Schwung zu bringen, weil – und das mag dich als Leser verwundern – er dann ja nichts mehr zum Jammern hat! Wenn wir das in unseren Therapien konfrontieren, ist derjenige tödlich beleidigt.

Wer so drauf ist, muss sich nicht wundern, dass sich in seinem Leben nichts zum Positiven verändert. Er will es nicht! Er will sich als Opfer fühlen und kann noch nicht sehen, dass er diese „Umstände“ durch sein Denken und Fühlen selbst immer wieder erschafft, um weiter jammern zu können, statt in die Wut, den Ärger zu gehen und diesen aufzulösen und damit die Vergangenheit Stück für Stück loszulassen. Nur so kommt man in die Verantwortung für sein Leben.

Was auch geschieht, Menschen, die sich auf „Opfer“ programmiert haben, waschen ihre Hände in Unschuld. Ihrem Empfinden nach erleiden sie Schicksalsschläge, ihnen stoßen die Dinge zu, sie widerfahren ihnen. Opfer weisen jede Verantwortung von sich; sie werden gelebt, sie über-leben. Sie erleiden ihr Leben, statt es zu meistern, wie es diejenigen tun, die wissen, dass sie und nur sie Ursprung ihrer Lebenswirklichkeit sind und dass alle Ereignisse, die sich darin abspielen, von ihnen selbst hervorgerufen werden.

Opfern geht es nicht darum, ein glückliches und erfolgreiches Leben zu führen. Sie wollen nur Bestätigung: Seht ihr, wie übel die mir mitgespielt haben und wie ich jetzt leiden muss! Daran, ihr Leben aktiv und zielgerichtet zu gestalten, ihre eigene Erfolgsgeschichte zu schreiben, haben sie kein Interesse. Deshalb tun sie alles, um Opfer bleiben zu können und es ihren Eltern (oder wem auch sonst) mal so richtig zu zeigen: Ihr seid schuld, dass es mir so schlecht geht.

Unsere Gesellschaft ist ein riesiges Opferproduktions- und -auffangsystem, in dem so gut wie nie danach gefragt wird, was der Einzelne zu den Umständen beigetragen hat, in denen er sich befindet. Alle haben Mitleid mit den Opfern – und sei es auch nur, um eines Tages selbst einmal bedauert zu werden. Irgendwann will schließlich jeder mal drankommen. Das ist ja auch das Schöne an unserem so genannten Gesundheitssystem, der Solidargemeinschaft Krankenkassen. Da wird man ja regelrecht programmiert, krank bzw. Opfer zu sein. Wenn das Opferprogramm die Regie führt, stehen Dramen auf dem Spielplan. Irrungen, Wirrungen, Tragödien. Schließlich setzt ein Opfer alles in Bewegung, um Probleme zu erschaffen. Und so geht der Kreislauf immer weiter, immer weiter.

Die wichtigste Voraussetzung, den Jammermodus zu verlassen, ist die grundsätzliche Entscheidung, der Rolle des Opferlamms zu entsagen. Dem folgt dann das bewusste Wahrnehmen der Opferprogrammierungen. Nur wenn du das machst, kann das Klopfen Erfolg haben. Und nur dann bist du bereit, die Verantwortung für dein Leben zu übernehmen.

Habe ich eine Opferprogrammierung? Webinar mit Rainer und Regina Franke